in der gestrigen ausgabe der faz berichtet oliver jungen in seinem artikel „Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus“ über die aktuellen auseinandersetzungen der deutschen verlage mit dem suchgiganten google.
robert darnton kommt in diesem artikel zu wort und meint
[m]an habe die Chance vertan, eine staatliche Digitalbibliothek zu schaffen: „Jetzt ist es zu spät.“ Auch privatwirtschaftlich habe Google keine ernstzunehmenden Konkurrenten mehr. Daraus leitet der Autor eine sehr konkrete Befürchtung ab: Das Unternehmen könnte – durchaus im Einverständnis mit den Rechteinhabern – die Preise für die Lizenzen schnell und drastisch anheben. Bibliotheken seien wie schon im Fall der ungeheuer verteuerten Fachzeitschriftenabonnements dennoch dazu gezwungen zu zahlen: Geschädigt wäre demnach gar nicht die Autorenschaft, sondern die öffentliche Hand.
diese einschätzung kann ich nur teilen. ich denke, dass die deutschen verlage sich bald mit google einigen werden und neben dem werbeeffekt für „ihre“ bücher darauf hoffen, auch noch den einen oder anderen krümmel vom gewinnkuchen des interetriesen abzubekommen.
spannend fand ich darüber hinaus die statements einiger leiter_innen von großen bundesdeutschen bibliotheken. mit dabei waren die nationalbibliothek, die bayerische staatsbibliothek, die staatsbibliothek zu berlin, herzog august bibliothek wolfenbüttel und die universitätsbibliothek der humboldt-universität zu berlin. die antwort des direktors der berliner ub soll hier in den fokus gerückt werden.
Es herrscht vielmehr eine Gemütlichkeit vor, wie sie sich aus den Zeiten des Positivismus wohl einzig in deutschen Archiven erhalten hat. Milan Bulaty, der Direktor der Bibliothek der Berliner Humboldt-Universität, hält die ganze Digitalisierungseuphorie für übertrieben: „Als das Fax kam, dachte man ja auch, niemand schreibt mehr Briefe.“ Technisch sei ja ganz faszinierend, was Google da treibe, aber Bibliotheken werde es weiter geben, stellt er klar, obwohl das gar nicht die Frage war. Eine wirkliche Meinung zu den Google-Plänen hat er nicht: „Wir Bibliothekare sind konservativ, von Berufs wegen.“ Das soll wohl heißen, man macht weiter, wie man es immer gemacht hat, und guckt in zehn Jahren noch einmal aus dem Keller heraus.
durch diese antwort schreibt milan bulaty die bestehenden stereotype und ein bestimmtes image der bibliothekarischen berufe fort. was macht eigentlich die arbeit in bibliotheken zu einer konservativen arbeit? sind es die tätigkeiten des sammelns und erhaltens, die zu einer wahrnehmung eines verharrenden moments in bibliotheken führen?
ich teile die einschätzung „Bibliothekare sind konservativ, von Berufs wegen“ nicht. ich denke, das sich unter bibliothekar_innen genauso viele konservative wie postmoderne menschen finden, wie in der restlichen bevölkerung auch. oder – irre ich hier und ich begebe mich nach dem abschluss meines studiums in die ewig gleichbleibenden bücherkeller dieser erde?
4. Februar 2009 um 13:54
herr milan bulaty von der hu macht es sich ein wenig zu einfach. von berufswegen her konservativ? warum benennt er nicht das was er eigentlich meint deutlicher? wie zum beispiel: ich habe keine lust auf den neumodischen kram, weil ich institutionell abgesichert bin… ach ja und außerdem bin ich sowieso konservativ. dann hätte er auch keinen ganzen berufsstand pauschal beleidigt.